Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition) by Fox Kathryn

Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition) by Fox Kathryn

Autor:Fox, Kathryn [Fox, Kathryn]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Random House DE
veröffentlicht: 2013-01-20T23:00:00+00:00


23

Im Hotel ließ Anya sich vom Zimmerservice einen Cosmopolitan-Cocktail bringen und setzte sich damit aufs Bett. Sie las verschiedene Internetartikel zum Prozess mit McKenzie und Janson. Die Schlagzeilen waren von Werbeslogans kaum zu unterscheiden. PISTOL PETE UND DIE STRIPPERIN.

Allein die Wortwahl verriet schon die Voreingenommenheit. Die Strategie der Medien war immer dieselbe. In der Schlagzeile tauchte das Wort »Stripperin« auf, es folgte eine Auflistung der Erfolge von Janson und McKenzie, ungenannte Zeugen redeten Darlas Charakter schlecht, und daneben prangte das unscharfe Bild einer Stripperin an der Stange. Alternativ dazu gab es auch Fotos der Männer mit ihren Kindern, während die Ehefrauen alles als Lügenmärchen diffamierten, als den Versuch, das große Geld abzugreifen und den guten Ruf ihrer Ehemänner in den Schmutz zu ziehen. Eine Zeitung schrieb, dass Janson und seine Frau eine Paartherapie machen wollten.

Im selben Heft stand eine reißerische Reportage über Schauspielerinnen, die sich im Film auszogen. Ein Nachwuchssternchen erklärte, sie spiele Nacktszenen nur, wenn »die Integrität der Handlung es zwingend erfordert«, während sie an anderer Stelle freizügig ausplauderte, dass sie zuhause meist hüllenlos herumspaziere. Niemand kam auf die Idee zu behaupten, dass eine Schauspielerin, die im Film oder auf der Bühne ihre Kleider ablegte, unmoralisch sei, sich prostituiere oder bereit sei, mit der Crew ins Bett zu steigen. Kein Reporter unterstellte, dass sie zur Vergewaltigung förmlich herausforderte. Diese Doppelmoral und das Ungleichgewicht der Machtverteilung trieb Anya die Zornesröte ins Gesicht.

In vielerlei Hinsicht hatte Darla recht. Bei der Arbeit als Stripperin war sie besser abgesichert als in vielen anderen Situationen. Sie hatte einen Wächter vor der Tür, und es gab verbindliche Regeln. Im Gegensatz dazu ging jede Frau, die sich in einer Bar mit einem Mann traf und mit ihm nach Hause ging, ein potenzielles Risiko ein. Aber damit ließ sich natürlich keine Auflage machen. Für die Leser war das Strippen offenbar gleichbedeutend mit Prostitution und »moralischer Verderbtheit«, wie ein Gemeindepfarrer es öffentlich ausdrückte.

So gut wie nirgends wurde erwähnt, dass die Männer Stammgast im Stripclub waren, obwohl sie doch verheiratet waren.

Der Trainer wurde mit den Worten zitiert: »Diese Burschen sind Krieger. Die ganze Woche über trainieren sie hart, um dann beim Match an vorderster Front zu stehen. Wer wollte es ihnen verübeln, wenn sie ab und an mal etwas Dampf ablassen? Das ist nur natürlich.«

Anya sah die Journalisten förmlich an seinen Lippen hängen. Selbstverständlich log die Frau, war sich der nächste Artikel sicher. Erinnern wir uns nur an Adam und Eva. Seit Anbeginn der Zeiten muss der Mann sich der Verführerin erwehren. Man hätte über diese Artikel lachen können, hätten sie Darla Pinkus nicht solchen Schaden zugefügt. Ihre Version der Ereignisse war glaubhaft, und sie hatte sich auf einen echten Kampf David gegen Goliath eingelassen, als sie zur Polizei ging und Anzeige erstattete. Komisch nur, dass das in den Medien niemand so sehen wollte.

Anya leerte ihr Glas und leckte sich den Cranberrysaft von den Lippen. Dann holte sie die letzten beiden ungelesenen Briefe aus Darlas Kistchen hervor. Der eine unterschied sich kaum von den übrigen, der zweite war in sauberer, leserlicher Handschrift verfasst.



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